"Aufrecht, kämpferisch und solidarisch bleiben!" Ein legendärer CSD-Empfang 2024

Köln, 20. Juli 2024 – Große Erfolge wie die Verabschiedung des Selbstbestimmungsgesetzes kaschieren nicht, dass die Queerfeindlichkeit in der Gesellschaft ein erschreckendes Ausmaß angenommen hat und eine feindselige Politik von rechts unsere Demokratie bedroht!

Anlässlich des CSD-Empfangs 2024 des Queeren Netzwerks NRW und der Aidshilfe NRW mahnten die Vorstände beider Verbände vor der gesellschaftlichen Polarisierung und verurteilten die vermehrten Attacken gegen Politikerinnen und Ehrenamtliche. Gerade jetzt müssten Sicherheiten geschaffen werden: So etwa Nachbesserungen des jüngst verabschiedeten Selbstbestimmungsgesetzes, den Schutz queerer Menschen durch das Grundgesetz sowie eine Aktualisierung des Abstammungsrechts für Regenbogenfamilien. Hier sowie beim Erhalt queerer Arbeit, Initiativen und Strukturen sei die Politik gefragt! Diese Forderungen verbanden sie mit einem Appell für mehr Zusammenhalt und empowernden Worten des Dankes an alle, die sich tagtäglich politisch, aktivistisch und gemeinnützig engagieren. Über 1000 Gäste – so viele wie nie zuvor – wohnten der Veranstaltung im Kölner Maritim Hotel, deren Höhepunkt die Verleihung der KOMPASSNADEL an Publizistin Carolin Emcke war, bei.

Laura Becker, Vorstandssprecherin des Queeren Netzwerks NRW, verwies auf die gestiegene Queerfeindlichkeit in der Gesellschaft und in Schulen: „Die verbale Gewalt hat inzwischen ein Ausmaß angenommen, das mich erschüttert und wütend macht. Mittlerweile scheint früher Unsagbares sagbar zu sein, „wertes“ und „unwertes“ Leben werden unterschieden. Dies wird von rechten Ideolog*innen oder religiösen Fundamentalist*innen konsequent vorangetrieben, so dass es selbst die Jüngsten über die sogenannten „sozialen“ Medien erreicht, über Schulhöfe verbreitet wird und die Weltbilder von Minderjährigen prägt. Wir alle wissen, dass aus Worten irgendwann Taten werden können.“

Angesichts dieses Stimmungsbildes beklagte auch Arne Kayser Missstände in der Politik, fand aber auch kämpferisch-zuversichtliche Worte an die Communities: „Ich habe oft keine Lust mehr auf Geduld! Wir kämpfen, kämpfen, kämpfen und inzwischen geht mir immer öfter die Luft aus. Umso begeisterter bin ich von der Power und der Ausdauer vieler, vieler Mitstreiterinnen in unseren Communities und viele davon sind ja heute hier! Ein großer Dank an alle hier im Saal, die nicht müde werden, in ihrem Bereich unendlich viel zu leisten, für Andere etwas zu gestalten und zu ermöglichen, Andere zu überzeugen und auf unsere Seite zu holen! Wenn ich mich hier umsehe, wird mir bewusst, dass wir noch nicht am Ende sind, dass wir noch genug Puste haben und dass die Gesellschaft weiter mit uns rechnen muss!“

Großes Highlight des Empfangs war die Verleihung der Kompassnadel als Auszeichnung für herausragendes queeres Engagement. Ausgezeichnet wurde in diesem Jahr die Publizistin Carolin Emcke. Sie erhielt den Preis für ihr langjähriges gesellschaftliches Engagement für die Akzeptanz von queeren Menschen, für ihre stetige Sichtbarkeit, ihren großen Mut und ihre klare Haltung.

Die Laudatio auf die Preisträgerin hielt Sven Lehmann, Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt (Queer-Beauftragter).

Unter den Gästen befanden sich auch zahlreiche Vertretende queerer Nichtregierungsorganisationen und Communities in NRW sowie Verbündete aus Zivilgesellschaft und Politik, darunter Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien.

Pressematerial

Pressestimmen

Stellenausschreibung: Referent*in Meldestelle Queerfeindlichkeit

Die durch das MKJFGFI geförderte Meldestelle Queerfeindlichkeit soll für NRW ein niedrigschwelliges und flächendeckendes Angebot zur Meldung von queerbezogener Diskriminierung und queerfeindlicher Gewalt schaffen. Aktuell befindet sich die Meldestelle noch in der Aufbauphase. Ab Frühjahr 2024 soll dann der Meldebetrieb aufgenommen werden.

Die Meldestelle Queerfeindlichkeit ist ein Kooperationsprojekt des rubicon e.V., Lesben und Schwulenverband NRW (LSVD), Netzwerk Geschlechtliche Vielfalt Trans* NRW (NGVT) und Queeres Netzwerk NRW und wird durch eine gemeinsame Steuerungsgruppe der Kooperationspartnerinnen fachlich koordiniert. Dienstort für die Stelleninhaberinnen ist die Geschäftsstelle des Queeren Netzwerks NRW in Köln. Die Meldestelle verfügt über zwei Referentinnen, wobei eine Stelle bereits besetzt ist.

Das Queere Netzwerk NRW ist der landesweite Fach- und Dachverband der LSBTIAQ-Selbsthilfe mit mehr als 80 Mitgliedsgruppen aus ganz NRW. Wir bieten Vernetzung, Bildung, Beratung und Empowerment zu Themen sexueller und geschlechtlicher Vielfalt für Nordrhein-Westfalen. Wir sind Träger der Fachstellen Queere Jugend NRW, SCHLAU NRW, #MehrAlsQueer, Landeskoordination Trans, Landeskoordination Inter, Regenbogenfamilien NRW und der Meldestelle Queerfeindlichkeit. Außerdem setzen wir die Projekte Q_munity, transsensibel und lsbtiqa*inklusiv um.

Wir suchen zum 01.02.2024 oder später eine*n Referent*in Meldestelle Queerfeindlichkeit
d/w/m/offen (Stellenumfang: 75%).

Ihre Aufgaben sind:

● Konzeption und Aufbau der Meldestelle Queerfeindlichkeit mit dem fachlichen Schwerpunkt: Zusammenarbeit mit Beratungsstellen in NRW und Netzwerkarbeit
● Konzeptionelle Ausarbeitung des Verweisberatungsangebots für Betroffene
● Erstellung von Definitionen von Queerfeindlichkeit und ihrer Codierung in enger Zusammenarbeit mit Expertinnen aus Wissenschaft und Kooperationspartnerinnen
● Regelmäßiger fachlicher Austausch und gemeinsame Absprachen mit weiteren Meldestellen
● Begleitung der technischen Umsetzung und inhaltliche Gestaltung des Webportals
● Organisatorische Koordination der Steuerungsgruppe
● Entwicklung von Kommunikationsstrategien zur Bekanntmachung der Meldestelle

Sie bringen mit:

● Abgeschlossenes Studium oder vergleichbare Qualifikationen
● Erfahrungen in der queeren und intersektionalen Antidiskriminierungsarbeit sowie Kenntnisse über die Lebensrealitäten queerer Menschen und Strukturen, insbesondere auch zu Trans, Inter, Non-Binarität und Inklusion sowie zu geflüchteten oder migrantisierten LSBTIAQ* und Queers of Color
● Erfahrungen im Projektmanagement sowie in der Kommunikation mit unterschiedlichen Zielgruppen und Organisationen, insbesondere auch in den queeren Communities
● Interesse am Thema Queerfeindlichkeit aus intersektionaler Perspektive
● Kenntnisse in der Verwendung und dem Nachweis öffentlicher Mittel
● Bereitschaft zu Dienstreisen sowie zu Wochenend- und Abendarbeit
Stellenausschreibung Meldestelle Queerfeindlichkeit NRW

Wir bieten:

● Vergütung nach TV-L 11 möglich, Einstufung je nach Erfahrung
● Einen facettenreichen Arbeitsbereich mit großen Gestaltungsfreiräumen
● Möglichkeit zu Supervision und Fortbildungen
● Option zum Homeoffice im Rahmen der Geschäftsstellenvereinbarung
● Die Möglichkeit die Meldestelle Queerfeindlichkeit neu aufzubauen und Standards zu setzen
● Ambitionierte Kooperationspartnerinnen, die die Arbeit fachlich begleiten
● Ein tolles Geschäftsstellenteam im Herzen von Köln und Düsseldorf

Die Stelle ist aufgrund förderbezogener Rahmenbedingungen vorerst befristet bis zum 30.04.2024. Eine entfristete Weiterbeschäftigung zur Inbetriebnahme der Meldestelle ist geplant und angestrebt.

Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung mit aussagekräftigem Motivationsschreiben und Lebenslauf bis zum 02.01.2024 ausschließlich per Mail und bitte in einer einzigen Datei an: bewerbung@queeres-netzwerk.nrw.

Angaben zum Familienstand sowie das Einsenden eines Fotos werden nicht erwartet. Uns ist es ein Anliegen, viele Perspektiven in unsere Arbeit mit einzubeziehen und Diskriminierungen entgegenzuwirken. Wir laden Personen mit mehrdimensionalen Positionierungen daher sehr zur Bewerbung ein. Besonders freuen wir uns über Bewerbungen von Menschen, die sich als trans, inter*, non-binär oder als Queer of color bezeichnen.

Die Bewerbungsgespräche finden voraussichtlich in der Kalenderwoche 2 oder 3 in Köln statt.

Ansprechperson:
Benjamin Kinkel (Pronomen: er), Geschäftsführung Queeres Netzwerk NRW e.V. (kinkel@queeres-netzwerk.nrw)