CSD-Empfang 2025: Unbeugsam und entschlossen!

Köln, 5. Juli 2025 – Die Queerfeindlichkeit in der Gesellschaft wächst weiterhin in beängstigender Geschwindigkeit. Demokratiefeind*innen arbeiten mit Hochdruck an der Rückabwicklung mühsam erkämpfter Rechte queerer Menschen und anderer vulnerabler Gruppen. Anlässlich des CSD-Empfangs des Queeren Netzwerks NRW und der Aidshilfe NRW weisen die beiden Landesverbände auf Missstände hin und stellen nachdrückliche Forderungen an die Politik.

Arne Kayser, Landesvorsitzender der Aidshilfe NRW, forderte dazu auf, die polarisierenden Parolen rechtskonservativer Kräfte wahrzunehmen und ihnen entschieden entgegenzutreten. „Heute sehen und spüren wir das Resultat ihrer Diversitäts-Vernichtungskampagne: eine nie dagewesene Enthemmung im Netz, eine Aggressivität des Schreibens und Sprechens miteinander bis hin zu physischen Angriffen.“ Auch global seien Rechtsruck und wachsende Spannungen unübersehbar: „Ob hier in Deutschland, in Europa oder weltweit: Kein Tag vergeht ohne Schlagzeilen über Attacken auf offene, vielfältige Gesellschaften, Demokratien, gewaltsame Zerschlagung von friedlichem Protest oder die Verletzung von Menschenrechten.“

Auch in NRW erleben queere Menschen nach wie vor Gewalt und Übergriffe, wie die vom Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration veröffentlichte Studie „Queer durch NRW“ zeigt. Dreiviertel der befragten trans*, inter* und nichtbinären Menschen machten Diskriminierungserfahrungen. Aus den Ergebnissen der Studie ließen sich konkrete Handlungsbedarfe ableiten. Laura Becker, Vorstandssprecherin des Queeren Netzwerks NRW, fordert die Politik auf, schnell und breitenwirksam tätig zu werden: „Viele Fachkräfte sehen Bedarf und wollen das Gesundheitssystem, die Schule, die KiTa, die öffentlichen Behörden oder die Polizei queersensibler aufstellen. Aber sie brauchen Unterstützung, Sensibilisierung und politischen Rückenwind. Liebe Politiker*innen: Sie stehen in der Verantwortung, uns als gleichberechtigte Mitglieder dieser Gesellschaft zu schützen!“, so Becker weiter.

Auch der Austritt der USA aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sei eine Katastrophe mit Ansage: Millionen Menschen würden durch die Folgen betroffen und akut gefährdet. Wie in den vergangenen Jahren wurden auch Forderungen wie die Ergänzung des Artikel 3 in der Verfassung um den Schutz queerer Menschen oder eine zeitgemäße Anpassung des Abstammungsrechts bekräftigt. Empowernde Worte fanden Becker und Kayser für die vielen Engagierten und Ehrenamtlichen unter den über 900 Gäst*innen, die sich täglich den wachsenden gesellschaftlichen Herausforderungen stellen und unermüdlich einsetzen.

Im Rahmen des von Oliver Schubert moderierten Programms überreichte Vorjahrspreisträgerin Carolin Emcke die Kompassnadel an den SC Janus, der als ältester und größter queerer Sportverein Europas für seine Pionierrolle für vielfältigen, queersensiblen und diskriminierungsfreien Sport ausgezeichnet wurde. Die Laudatio auf die Preisträger*innen hielt Josefine Paul, Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration. Neben zahlreichen Vertreter*innen queerer Nichtregierungsorganisationen und Communities sowie einzelner Gäste aus ganz Deutschland kamen auch viele Verbündete aus Zivilgesellschaft, Medien und Politik, unter anderem Landtagsvizepräsidentin Berivan Aymaz und Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

Der CSD-Empfang 2025 wurde durchgeführt mit freundlicher Unterstützung von:

ICH WEISS WAS ICH TU
Maritim Hotel Köln
Birkenapotheke
REWE Group
Moulin Rouge - Das Musical

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Beste Wünsche und Zuversicht für 2025

Wir lassen ein turbulentes Jahr hinter uns.

Das diskriminierende „Transsexuellengesetz“ wurde endlich durch das neue Selbstbestimmungsgesetz abgelöst. Eine historische Errungenschaft, die ohne die jahrzehntelange Arbeit von Trans Aktivist*innen und Ehrenamtlichen nicht möglich gewesen wäre. Und auch unser CSD-Empfang knackte einen Rekord. Nicht zuletzt dank der Anziehungskraft unserer Kompassnadel-Preisträgerin Carolin Emcke versammelten sich über 1000 Gäst*innen beim Cologne Pride im Kölner Maritim Hotel. Was für ein empowerndes Event, an das wir uns noch lange erinnern werden!

Erinnern werden wir uns allerdings auch an die mühseligen Kämpfe und an die niederschmetternden Rückschläge: Die landesweite Landessenior*innenarbeit für queere Menschen ist Geschichte. Und die Kürzungen der Landesregierung im Haushalt des anbrechenden Jahres haben große Lücken in unsere Strukturen geschlagen: massive Kürzungen bei den Aidshilfen in NRW, bei der CSD-Förderung, unserer Kampagne ANDERS&GLEICH sowie der intersektionalen Fachstelle #MehrAlsQueer.

Unsere Communities sind resilient und krisengeübt. Denken wir also bei den kommenden Herausforderungen an all das, was wir bereits gemeinsam überwunden haben – und lasst uns mit Zuversicht nach vorne schauen.

Wir wünschen einen guten Start, viel Energie und Gesundheit für das neue Jahr 2025. 

Videodokumentation: CSD-Empfang 2024 und Verleihung der Kompassnadel an Carolin Emcke

Wir sind noch immer ganz berauscht vom CSD-Empfang am Pride-Weekend in Köln. Es wurde im wahrsten Sinne des Wortes ein Rekord gebrochen: Über 1000 (!) Gäste aus Mitgliedsorganisationen, kooperierenden Verbänden, aus Politik, Wirtschaft, Medien und Kultur wohnten der Show am 20. Juli bei. Unter dem Motto „Aufrecht, kämpferisch und solidarisch bleiben!“ wurden nicht nur energische Forderungen an die Politik gestellt, sondern auch unterhaltsame Live-Acts aufgeführt. Krönender Abschluss war die fulminante Dankesrede der diesjährigen Kompassnadel-Preisträgerin Carolin Emcke.  

Der CSD-Empfang wurde gemeinsam mit der Aidshilfe NRW durchgeführt.

Wir richten außerdem ein riesiges Dankeschön an die freundlichen Unterstützenden des Events:
Maritim Hotel Köln
ICH WEISS WAS ICH TU
MSD Invents
Birken-Apotheke
Volksbank Köln Bonn eG.

Ihr möchtet die wichtigsten und schönsten Momente des Empfangs noch einmal durchleben? Schaut gerne rein in unsere Videodokumentation mit den Highlights des Empfangs auf YouTube:

"Aufrecht, kämpferisch und solidarisch bleiben!" Ein legendärer CSD-Empfang 2024

Köln, 20. Juli 2024 – Große Erfolge wie die Verabschiedung des Selbstbestimmungsgesetzes kaschieren nicht, dass die Queerfeindlichkeit in der Gesellschaft ein erschreckendes Ausmaß angenommen hat und eine feindselige Politik von rechts unsere Demokratie bedroht!

Anlässlich des CSD-Empfangs 2024 des Queeren Netzwerks NRW und der Aidshilfe NRW mahnten die Vorstände beider Verbände vor der gesellschaftlichen Polarisierung und verurteilten die vermehrten Attacken gegen Politikerinnen und Ehrenamtliche. Gerade jetzt müssten Sicherheiten geschaffen werden: So etwa Nachbesserungen des jüngst verabschiedeten Selbstbestimmungsgesetzes, den Schutz queerer Menschen durch das Grundgesetz sowie eine Aktualisierung des Abstammungsrechts für Regenbogenfamilien. Hier sowie beim Erhalt queerer Arbeit, Initiativen und Strukturen sei die Politik gefragt! Diese Forderungen verbanden sie mit einem Appell für mehr Zusammenhalt und empowernden Worten des Dankes an alle, die sich tagtäglich politisch, aktivistisch und gemeinnützig engagieren. Über 1000 Gäste – so viele wie nie zuvor – wohnten der Veranstaltung im Kölner Maritim Hotel, deren Höhepunkt die Verleihung der KOMPASSNADEL an Publizistin Carolin Emcke war, bei.

Laura Becker, Vorstandssprecherin des Queeren Netzwerks NRW, verwies auf die gestiegene Queerfeindlichkeit in der Gesellschaft und in Schulen: „Die verbale Gewalt hat inzwischen ein Ausmaß angenommen, das mich erschüttert und wütend macht. Mittlerweile scheint früher Unsagbares sagbar zu sein, „wertes“ und „unwertes“ Leben werden unterschieden. Dies wird von rechten Ideolog*innen oder religiösen Fundamentalist*innen konsequent vorangetrieben, so dass es selbst die Jüngsten über die sogenannten „sozialen“ Medien erreicht, über Schulhöfe verbreitet wird und die Weltbilder von Minderjährigen prägt. Wir alle wissen, dass aus Worten irgendwann Taten werden können.“

Angesichts dieses Stimmungsbildes beklagte auch Arne Kayser Missstände in der Politik, fand aber auch kämpferisch-zuversichtliche Worte an die Communities: „Ich habe oft keine Lust mehr auf Geduld! Wir kämpfen, kämpfen, kämpfen und inzwischen geht mir immer öfter die Luft aus. Umso begeisterter bin ich von der Power und der Ausdauer vieler, vieler Mitstreiterinnen in unseren Communities und viele davon sind ja heute hier! Ein großer Dank an alle hier im Saal, die nicht müde werden, in ihrem Bereich unendlich viel zu leisten, für Andere etwas zu gestalten und zu ermöglichen, Andere zu überzeugen und auf unsere Seite zu holen! Wenn ich mich hier umsehe, wird mir bewusst, dass wir noch nicht am Ende sind, dass wir noch genug Puste haben und dass die Gesellschaft weiter mit uns rechnen muss!“

Großes Highlight des Empfangs war die Verleihung der Kompassnadel als Auszeichnung für herausragendes queeres Engagement. Ausgezeichnet wurde in diesem Jahr die Publizistin Carolin Emcke. Sie erhielt den Preis für ihr langjähriges gesellschaftliches Engagement für die Akzeptanz von queeren Menschen, für ihre stetige Sichtbarkeit, ihren großen Mut und ihre klare Haltung.

Die Laudatio auf die Preisträgerin hielt Sven Lehmann, Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt (Queer-Beauftragter).

Unter den Gästen befanden sich auch zahlreiche Vertretende queerer Nichtregierungsorganisationen und Communities in NRW sowie Verbündete aus Zivilgesellschaft und Politik, darunter Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien.

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