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Bundestagsabgeordnete Bärbel Bas würdigt die Leistungen von Wulf Thomas

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Beim heutigen CSD-Empfang im Kölner Gürzenich erhielt Wulf Thomas aus Duisburg die Kompassnadel für besonderes ehrenamtliches Engagement. Knut Dehnen vom Vorstand des Schwulen Netzwerk begründet die Entscheidung: "Neben seinem jahrzehntelangen Engagement in der Aidshilfearbeit prägt Wulf Thomas auf einzigartige Weise das Bild von Schwulen und Lesben in seiner Stadt und darüber hinaus mit. Sein vielfältiges Wirken wird vor allem mit dem Festival „Queer Live Duisburg“, früher „HoKuDu“, und den von ihm organisierten Fahrradtouren jedes Jahr aufs Neue sichtbar und erlebbar. Dabei sucht Wulf Thomas nicht den Ruhm in der ersten Reihe, sondern bietet Menschen Raum, sich und ihre Lebensweisen präsentieren zu können. Wulf Thomas ist damit ein würdiger Preisträger der Kompassnadel und ein Vorbild für viele."

Die Duisburger Bundestagsabgeordnete Bärbel Bas würdigt in ihrer Laudatio für Wulf Thomas dessen Leistungen für ihre Stadt.

Lieber Wulf Thomas, sehr geehrte Damen und Herren, lieber Knut,
vielen Dank für die herzliche Begrüßung. Danke für die Einladung und Danke an alle, die diese tolle Veranstaltung möglich machen.

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Sehr geehrte Damen und Herren, als mich Knut (Dehnen) für diese Laudatio angefragt hat, habe ich spontan und sofort zugesagt. Eine Laudatio für den Duisburger Wulf Thomas ist für mich etwas Besonderes. Schließlich hast Du, lieber Wulf, das schwule Leben in Duisburg und damit unsere Heimatstadt stark geprägt – aber dazu gleich mehr. Die Unterstützung Eurer Community ist für mich selbstverständlich. Egal ob lesbisch, schwul, bi-, trans- oder intersexuell. Ich möchte in der gleichen offenen Welt leben wie Ihr. Gleichberechtigt und miteinander. In einer Welt ohne Diskriminierung. Und die rote Schleife trage ich auch nicht nur am Welt-Aids-Tag und zum CSD. Ihr fordert zurecht hier in Köln, bei vielen CSDs und Pride-Paraden eine offene Gesellschaftspolitik.

Und Euer Engagement ist unser Antrieb. In der GroKo müssen wir Sozis aber nicht nur dicke Bretter bohren. In Punkto Gleichstellung ist das Stahlbeton. Bestes Beispiel: Unsere SPD-Ministerien für Umwelt, Familie und Justiz zeigen zum CSD die Regenbogenflagge. Und was machen die Bürokraten aus dem CDU-Innenministerium und Kanzleramt? Sie ziehen einen Flaggenerlass aus dem Hut und blockieren. Aber wir lassen uns davon nicht unterkriegen. Mit der SPD-Umweltministerin Barbara Hendricks werden wir dafür kämpfen, dass dieser Flaggenerlass bis zum nächsten Jahr geändert wird.

Jetzt will ich aber lieber über mehr als 30 Jahre Engagement von Wulf Thomas in der Community reden.

Sehr geehrte Damen und Herren, Wulf Thomas kam am 22. Juni 1957 zur Welt. Übrigens im gleichen Jahr wie Falco, Götz Alsmann oder Ai Weiwei. Das scheint ein guter Jahrgang für kreative Köpfe zu sein. Seit Anfang der 80er Jahre ist Wulf ein echter Gründer für Gleichstellung: Schon im Jahr 1982 gründete er die Lesben- und Schwulengruppe an der Uni Duisburg (heute Schwubile). Während Helmut Kohl die „geistig-moralische“ Wende in Deutschland ausrief, organisierte Wulf die erste Schwule Fahrradtour. Als Demo von Duisburg nach Mülheim an der Ruhr. Heute werden mit „Sommerfrische“ (so heißt die Tour) im Rücken die grünen Seiten des Ruhrgebietes entdeckt. Und da gibt es viel zu entdecken. Deshalb organisiert Wulf die legendären Fahrradtouren weiterhin jedes Jahr. Meist am Tag des offenen Denkmals zum Sommerausklang.

1986 gründeten Wulf Thomas u.a. die AIDS-HilfeDuisburg/Kreis Wesel. Wulf war acht Jahre im Vorstand aktiv und arbeitet bis heute mit. Indirekt gründete Wulf damit auch den CSD Duisburg: Aus dem Straßenfest zum 10. Geburtstag der Aidshilfe 1996 entwickelte sich der Duisburger CSD. Neben Köln natürlich der schönste CSD überhaupt. In diesem Jahr am 26. Juli unter dem Motto „grenzenlos.pride.vielfältig". So vielfältig und bunt wie Eure Community, so vielfältig und bunt ist das Engagement von Wulf Thomas. Sport ist die eine Farbe, seine Selbsthilfearbeit ist eine andere. Zwei Farben sind aber noch lange nicht bunt genug, deshalb prägte Wulf auch die homosexuellen Kulturtage. 1988 hieß das „Blick zu anderen Ufern“ Heute: Queer Live Duisburg. Zwischendurch und nebenbei organisierte er schwule Partys und Treffen mit Homosexuellen aus Duisburgs Partnerstädten wie Portsmouth. Und die Vielfalt der Duisburger Community präsentiert er seit den 90er Jahren auf der Gay-Web-Seite von Duisburg. Auf der Startseite heißt es provokant: Ist in Duisburg noch was los? Aber sicher doch. Vor allem dank Wulf Thomas.

Sehr geehrte Damen und Herren, Duisburg ist eine liberale, tolerante und bunte Stadt – aber auch konservativ: Kohle, Stahl und Maloche prägen bis heute das Bild der Stadt. Du, lieber, Wulf, hast mit Deinem vielfältigen Engagement unsere Heimatstadt ein Stück weit liberaler, noch bunter und ein großes Stück lebenswerter gemacht. Und Du hast einen großen Anteil am „Klimawandel“ in unserer Stadt - hin zu mehr Toleranz und Akzeptanz.

In Duisburg wurde schon 1994 die Selbsthilfegruppe homosexueller Alkoholikerinnen und Alkoholiker – kurz: ShAlk – gegründet. Heute gibt es ShAlk in ganz NRW – auch dank Knut Dehnen, aber Du hast ja schon 2008 die Kompassnadel bekommen. Duisburg hat seit 1. Januar 2014 mit Joachim Müller endlich einen festen Ansprechpartner für Lesben, Schwule und Transgender. Dafür hat die Community in Duisburg mehr als 10 Jahre hart gekämpft. Duisburg hat jetzt auch den ersten bekennenden, schwulen Bezirksbürgermeister. Und das im konservativen Duisburger Süden. Lieber Joachim, lieber Volker, da Ihr beide auch heute hier seid: Ein herzliches Hallo.

Und sogar der Fußball ist in Duisburg bunter geworden.

Der Fanclub „Rainbow Zebras“ unterstützt nicht nur unseren MSV, sondern will auch deutlich zeigen: Homosexualität und Fußball sind kein Widerspruch. Lieber Wulf, das Klima wandelt sich in Duisburg – Schritt für Schritt. Das ist auch Dein Verdienst. Du hast das Schwule Leben in unserer Heimatstadt mitbegründet, mitbestimmt, mitgeprägt. Danke dafür - von Duisburgerin zu Duisburger. Hier in Köln.

Lieber Wulf, Du bekommst heute die Kompassnadel im ehrenamtlichen Bereich verliehen. Weil Du „Menschen Raum bietest, sich und ihre Lebensweise zu präsentieren. Du suchst aber nicht den Ruhm der ersten Reihe.“ Das hat Steffen Schwab (der Landesvorsitzende des Schwulen-Netzwerk NRW) beim Neujahrsempfang am 24. Januar über Dich gesagt: Das macht Dich in der Tat zum Vorbild. Hoch auf die Bühne und in die erste Reihe musst Du jetzt aber trotzdem. Kurz, knapp: Vielen Dank für Dein Engagement und Herzlichen Glückwunsch von uns allen.


Bärbel Bas MdB (Jahrgang 1968), seit Dezember 2013 Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion. Seit 2009 Mitglied des Deutschen Bundestags (SPD) und von 2009 bis 2013 ordentliches Mitglied im Bundestagsausschuss für Gesundheit. Seit 2011 Mitglied im Vorstand der SPD-Bundestagsfraktion, seit 2006 stellv. Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Duisburg und seit 2010 Vorsitzende des Landesparteirates der NRW SPD. Bis 2009 Krankenkassenbetriebswirtin und Personalmanagement-Ökonomin einer Betriebskrankenkasse in Duisburg.

Die hier veröffentlichte Rede ist das Vorabmanuskript. Es gilt das tatsächlich gesprochene Wort. 


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