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Im Interview mit Dirk Meyer: Der Weg zur erfolgreichen Interessensvertretung

microphone-1080052_1920Dirk Meyer, Patientenbeauftragter des Landes NRW, teilt uns in einem Interview zum 25-Jährigen des Schwulen Netzwerks NRW seine Einschätzung zur Interessensvertretung unseres Verbandes mit:  Lieber Dirk, Du hat 1991 maßgeblich zur Gründung eines Schwulen Netzwerks mit beigetragen und gehörtest dem ersten Gründungsvorstand für zwei Jahre an. Würdest du heute noch einmal ein Schwules Netzwerk in NRW mitgründen und aufbauen? Uneingeschränkt JA! Wenn es das Schwule Netzwerk nicht gäbe, müssten wir es gemeinsam neu erfinden. Wir leben in einer pluralen (Bürger-)Gesellschaft , in der die unterschiedlichen gesellschaftlichen und politischen Interessen und Anliegen immer wieder ausgehandelt und erkämpft werden müssen. Dinge verändern und bessern sich nicht von alleine. Und dazu braucht es gemeinsame Kommunikation, Organisation und Struktur, also gesellschaftliche Macht. Über Deine jahrzehntelange Arbeit in der schwulen Community hast Du NRW- und deutschlandweit zahlreiche schwule und schwul/lesbische Initiativen kennengelernt, entstehen, wachsen und wieder verschwinden sehen. Was unterscheidet das Schwule Netzwerk von der schwul/lesbische Emanzipationsarbeit anderer Verbände und Parteien? In dieser Sache bin ich natürlich ein Stück weit befangen, weil ich über viel Jahre - eigentlich zwei Jahrzehnte lang - die Arbeit des Schwulen Netzwerk NRW  mit meinen Möglichkeiten als Unterstützer und Kooperationspartner begleitet und gefördert habe. Sei’s drum: Die Konzentration auf die Basis, die Bedürfnisse und Anliegen der regionalen Vereine, Beratungsstellen  und Selbsthilfegruppen einerseits und die Verknüpfung/Einbindung dieser Anliegen in ein mittel- und langfristig angelegtes strategisches Konzept der „Minderheitenpolitik“ und der sozial- und gesundheitspolitischen Solidarität andererseits. Und den Mut, Zeichen zu setzen! Mal ganz ehrlich: Welche Erfolge, Fortschritte, Niederlagen, Fehler verbindest du mit dem Schwulen Netzwerk? Über die Perspektive von 25 Jahren ist das Schwule Netzwerk insgesamt eine Erfolgsgeschichte. In dieser Form ist es – leider – einmalig in Deutschland. Die langjährige und immer intensivere Zusammenarbeit mit der LAG Lesben NRW ist ein hart erkämpfter Glücksfall. Das es heute – trotz aller finanzieller Beschränkungen – ein bunte Vielfalt der schwulen, schwul-lesbischen und lesbischen Aktionen, Projekte, Gruppen, Vereine, Beratungsstellen, Jugendzentren, etc. gibt, wäre ohne das Schwule Netzwerk und die LAG Lesben so nicht denkbar. Das Schwule Netzwerk hat mit dem Ansatz der Minderheitenpolitik vielfältige Politikfelder erschlossen und damit auch strukturelle Veränderungen angestoßen. Zum Beispiel in der Jugend- und Altenarbeit, in der Kommunalpolitik, im Bereich Gesundheit, in der Aufarbeitung der Diskriminierungsgeschichte der BRD, im Aufbau der ARCUS-Stiftung. Die Aktion „Die Szene bist du!“ und das Projekt „Pudelwohl – gesund und schwul in NRW“ sind für mich zwei besondere Highlights für die Innovationskraft des Netzwerks. Niederlagen? Fehler? Da wo engagiert politisch gearbeitet wird, gibt es regelmäßig kleine oder größere Niederlagen, sei es beim Erstreiten öffentlicher Mittel, der Akquise von Eigenmitteln oder dem Aufbau der ARCUS-Stiftung. Aus meiner Sicht war es ein Fehler, dass sich das Schwule Netzwerk nicht frühzeitiger als Projektträger für landesweite Fördermaßnahmen engagiert hat und damit seine Arbeitsstruktur nur zögerlich ausgebaut hat. Zum Abschluss möchten wir doch noch um einen kurzen Blick in Deine Glaskugel bitten. Was wird aus dem Schwulen Netzwerk in den nächsten 25 Jahren werden? Wenn alles gut geht? Ein Schwules Netzwerk Deutschland e.V. im Verbund mit zahlreichen anderen regionalen und Länder-Netzwerken und bundesweiten Vernetzungsstrukturen.  ;-)) Lieber Dirk, vielen Dank.


  Patientenbeauftragter©DannyFrede HFDirk Meyer engagiert sich bereits seit 1987 in der HIV/Aids-Prävention. Als Geschäftsführer der AIDS-Hilfe im Kreis Unna und ab 1990 der AIDS-Hilfe Bonn wurden Selbsthilfe, Prävention, Versorgung, Gesundheitsförderung, Vernetzung, Emanzipation und Menschenrechte zentrale Themen seiner Arbeit. 1992 wurde Dirk Meyer Landesgeschäftsführer der AIDS-Hilfe NRW in Köln und damit ein langjähriger und wichtiger Wegbegleiter des Schwulen Netzwerks - nicht zuletzt, weil sich beide Verbände viele Jahre die Büroräume teilten. Im Frühjahr 2011 wechselte Dirk Meyer die Perspektive und wurde Referent bzw. Referatsleiter „Prävention von HIV/Aids und anderen sexuell übertragbaren Infektionen“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Mit Beschluss der Landesregierung wurde Dirk Meyer zum 1. Juni 2013 zum Beauftragten der Landesregierung Nordrhein-Westfalen für Patientinnen und Patienten (Patientenbeauftragter NRW) berufen.]]>


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