Dr. Birgit Bosold, Vorstand des Schwulen Museums* Berlin und Prof. Dr. Alexander Koch, seit 2011 Präsident des Deutschen Historischen Museums, waren beide als Gesamtleitung für die Ausstellung "Homosexualität_en" verantwortlich, die vom 26. Juni bis zum 1. Dezember 2015 als Doppelausstellung in ihren Häusern zu sehen war. Für diese herausragende Aufarbeitung homosexueller Geschichte_n verleiht das Schwule Netzwerk NRW ihnen die Kompassnadel 2016. Die Kompassnadel für besonderes ehrenamtliches Engagement geht an Dirk Behmer für seinen jahrelangen Einsatz im Outreach-Programm des Düsseldorfer DüsselCup.
Seit 1993 lädt das Schwule Netzwerk NRW im Juli zu einem CSD-Empfang anlässlich des Cologne Pride ein - seit 2000 gemeinsam mit der Aidshilfe NRW. Im Rahmen des Empfangs 2016 verleiht das Schwule Netzwerk zum 16. Mal die KOMPASSNADEL an Persönlichkeiten, die sich um die Förderung der gesellschaftlichen Akzeptanz von Schwulen besonders verdient gemacht haben. Am 15. Januar 2016 gab Vorstand Frank Przibylla beim Neujahrsempfang des Netzwerks die diesjährigen Preisträger bekannt.
Ein respektvoller Umgang mit unseren Lebensweisen
„Als Gesamtverantwortliche der Ausstellung „Homosexualität_en“ haben Dr. Birgit Bosold und Prof. Dr. Alexander Koch sowie ihre Teams die Themen geschlechtlicher und sexueller Vielfalt für eine breite Öffentlichkeit erlebbar und nachvollziehbar aufgearbeitet.“, so Przibylla. Die Sonderschau „Homosexualität_en“, initiiert vom Schwulen Museum* und gefördert von der Kulturstiftung des Bundes sowie von der Kulturstiftung der Länder, bot auf 1.600 Quadratmetern 150 Jahre Geschichte, Politik und Kultur homosexueller Frauen und Männer in Deutschland. Sie legte dar, wie gleichgeschlechtliche Sexualität und nonkonforme Geschlechtsidentitäten von der Gesetzgebung kriminalisiert, von der Medizin pathologisiert und gesellschaftlich ausgegrenzt wurden. Neben den gesellschaftlichen Repressionen widmete sich die Ausstellung auch der Lesben- und der Schwulenbewegung, die insbesondere seit der gesetzlichen Liberalisierung seit den 1960er Jahren an Dynamik gewannen und das gesellschaftliche Verständnis von geschlechtlicher Identität verändert haben.
„Mit einem feinen Gespür für Details in Bezug auf die persönlichen und gesellschaftlichen Geschichten von Lesben, Schwulen und Trans*-Menschen in Deutschland hat die Ausstellung den Spagat zwischen Seriosität, Popularität, Einfühlung und Wiedererkennung gekonnt umgesetzt“, sagte Przibylla. Mit der Präsentation an einem öffentlichkeitswirksamen Ort wie dem Deutschen Historischen Museum und dem community-nahen Schwulen Museum* trägt die Ausstellung einerseits zu einer großen Sichtbarkeit von Lesben, Schwulen und Trans*-Menschen bei, lässt ihnen aber gleichzeitig auch ihren eigenen individuellen Raum der Erinnerung. „Das Ausstellungskonzept und dessen Umsetzung verdienen unsere vollste Anerkennung.“ Das Schwule Netzwerk NRW freut sich besonders darüber, dass sich der Landschaftsverband Westfalen-Lippe dazu entschlossen hat, die Ausstellung 2016 in sein LWL-Museum für Kunst und Kultur nach Münster zu holen.
Auszeichnungswürdig: Engagement über Grenzen hinweg
Mit der Kompassnadel für besonderes ehrenamtliches Engagement wird mit Dirk Behmer der Mann ausgezeichnet, der die Idee und das Konzept eines Outreach Programms für den DüsselCup entwickelt und umgesetzt hat. Der DüsselCup ist eines der größten regelmäßigen Sportturniere für Lesben, Schwule & Friends in Europa. In rund 10 Sportarten können jährlich an die 1.000 Sportler_innen in Düsseldorf begrüßt werden. Das Turnier findet in 2016 zum 10. Mal statt.
Das Outreach-Programm ist ein wichtiger Bestandteil des Turniers, um über die Stadt Düsseldorf hinaus an der Beseitigung der Diskriminierung mitzuarbeiten. Seit nunmehr fünf Jahren konnten zahlreiche Sportler_innen aus Bulgarien, Tschechien, Kroatien, Ungarn und Russland an diesem Programm teilnehmen. Es ist Dirk Behmer und seinen Mitstreiter_innen gelungen, Outreach als festen Bestandteil des DüsselCup zu etablieren.
„Mit dem Outreach-Programm übernehmen Dirk Behmer und sein Team Verantwortung für Lesben und Schwule weit über unsere eigene Community hinaus. Sie zeigen Solidarität mit Lesben und Schwulen aus Ländern, in denen die gesellschaftliche Akzeptanz noch weit hinter dem zurückliegt, was wir bereits in NRW erreichen konnten“, so Frank Przibylla beim Neujahrsempfang. Damit vermittelt das Team um Dirk Behmer nicht nur diesen Menschen Respekt und Mut, denen sie eine Teilnahme am DüsselCup ermöglichen. Sie zeigen auch der lesbisch/schwulen Community vor Ort sowie Politiker_innen und der Düsseldorfer Stadtgesellschaft, dass Emanzipation für vielfältige sexuelle und geschlechtliche Lebensweisen immer wieder neu erstritten werden muss und das Erreichte keine Selbstverständlichkeit darstellt. „Dieses herausragende Engagement erachten wir für preiswürdig.“
Alle Preisträger_innen werden beim CSD-Empfang am 2. Juli 2016 im Kölner Gürzenich anwesend sein und die Auszeichnungen persönlich entgegennehmen.]]>