Anlässlich des internationalen Holocaust-Gedenktags luden das Queere Netzwerk NRW, die LAG Lesben in NRW, der LSVD NRW, das Netzwerk Geschlechtliche Vielfalt Trans* NRW und die ARCUS Stiftung am heutigen 27. Januar zum Gedenken an die LSBTIQ* Opfer des Nationalsozialismus. Traditionell wird das Gedenken jährlich durch Blumenniederlegung am Mahnmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen am Kölner Rheinufer begangen. Angesichts der geltenden Corona-Schutzverordnungen luden die Landesverbände in diesem Pandemiejahr zum digitalen Gedenken, während die Blumenniederlegung im kleinen Kreis begangen wurde.
„Die verdrängten, unsichtbaren Geschichten von damals haben eine Auswirkung auf heute,“ betonte Gedenkrednerin Marina Friemelt, Mitarbeiterin in der Antidiskriminierungs- und Beratungsstelle SABRA der jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Als Historikerin hat sie zu lesbischem Leben in der Zeit des Nationalsozialismus geforscht und weiß um die Lücken des Gedenkens: „Wie viele queere Menschen unter den einzelnen Opfergruppen waren, derer wir heute gedenken, können wir kaum erahnen. Wenn wir an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern, fällt die Erinnerung an die queeren Verfolgten gering aus. Noch immer wurde ihnen kein Gedenktag im Bundestag gewidmet.“ Viele Schicksale seien so jahrzehntelang unsichtbar gemacht und ignoriert worden.
Wie Friemelt betonte auch Frank Bauer, Vorstandsmitglied des LSVD NRW, wie wichtig es sei, die das Gedenken an die Geschichte mit dem Handeln im jetzt zu verbinden. In seinen Begrüßungsworten an die Teilnehmenden erinnerte Bauer daran, dass gesellschaftliche Fortschritte häufig der Hartnäckigkeit der Diskriminierten zu verdanken seien: viele dicke Bretter hätten die lsbtiq* Communities in Deutschland seit der Entkriminialisierung von männlicher Homosexualität im Jahr 1969 gebohrt worden. Aber: „es sind noch so manche zu bohren und - um im Bild zu bleiben - die gebohrten müssen erhalten werden.“
Dabei, so die Veranstalter*innen, können menschenverachtende Ideologien nicht getrennt voneinander betrachtet werden. Friemelt betont das anhand der in Corona-Zeiten erstarkenden Verschwörungserzählungen: „Nicht umsonst gilt Antisemitismus als der Seismograf der demokratischen Gesellschaft. Mit einem geschlossenen antisemitischen Weltbild geht immer eine anti-moderne und antidemokratische Weltanschauung einher.“
Gerahmt wurde das Gedenken auch im digitalen Raum durch den schwulen Chor „Die Zauberflöten“, der auch die Patenschaft über das Kölner Mahnmal innehat. Stellvertretenden für die 85 Teilnehmenden legten Markus Petermann für die Zauberflöten, Laura Becker für das Queere Netzwerk und Birgit Diehl für die LAG Lesben in NRW Blumengrüße der Communities nieder. Teilnehmende hatten außerdem die Möglichkeit, anstelle der traditionell persönlich abgelegten Blumen kurze Gedenknachrichten zu hinterlassen, die von den Vertreter*innen der Verbände am Mahnmal platziert wurden.
Die Gedenkrede können Sie hier downloaden: Gedenkrede 27.1.2021 (PDF)