Der Auftakt für eine landesweite Vernetzung lesbischer, schwuler, bi, trans und queerer Geflüchteter in Nordrhein-Westfalen ist gemacht. Am Samstag, den 3. Dezember 2016 haben sich 19 LSBT*Q-Geflüchtete in Bochum getroffen um über Vernetzung und Selbstorganisierung zu sprechen. Initiiert und organisiert wurde das Treffen von Katharina Feyrer zusammen mit einer Gruppe Geflüchteter aus Köln, Düsseldorf und Bielefeld. Katharina Feyrer ist seit Oktober 2016 als Bildungsreferentin mit dem Schwerpunkt Flucht in der Fachstelle der Queeren Jugend NRW beim Schwulen Netzwerk NRW angestellt. Flucht funktioniert maßgeblich über Vernetzung, Erfahrungsaustausch und gegenseitige Wissensweitergabe. Angekommen in Deutschland ist die oft Flucht noch nicht zu Ende. Von Fragen rund um den Aufenthaltsstatus über unsichere Unterkünfte bis hin zu Höhen und Tiefen beim Leben der eigenen sexuellen oder geschlechtlichen Orientierung im neuen Land. Die Erfahrung, damit nicht alleine zu sein und sich gegenseitig unterstützen und voneinander lernen zu können, hilft oft praktisch aber vor allem auch emotional. Viele der Beteiligten des Vernetzungstreffens haben schon jetzt eine Multiplikator_innenrolle für jüngere und/oder neu Geflüchtete inne. Einige organisieren lokale Projekte und Gruppen. Ihre Arbeit landesweit zusammenzubringen und gemeinsam das Netzwerk von und für junge LSBT*Q-Geflüchtete weiter zu entwickeln ist neben der Unterstützung der LSBT*Q-Jugendarbeit eines der Ziele der neu geschaffen Stelle von Katharina Feyrer. Neben Beiträgen von Ibrahim Mokdad (Sofra Cologne) zu Selbstbewusstsein und Empowerment, von Cavid Nabiyef (queer refugees for pride) zu politischer Partizipation sowie Alia Khannum (baraka woman) zur besonderen Situation weiblicher Geflüchteter wurde im Laufe des Tages viel über die aktuellen Probleme und hilfreiche Strategien sowie über Ideen aktuell und für die Zukunft diskutiert. Die Liste ist lang geworden. Berichtet wurde unter anderem über Probleme mit den Jugendämtern, cis- und heteronormatives Lehrmaterial in den Sprach- und Intergrationskursen, Schwierigkeiten in den Unterkünften sowie mit homo- und transfeindlichen Dolmetscher_innen. Ebenso wurden Unklarheit und Unwissenheit über die eigenen Rechte in Deutschland sowie über Angebote und Orte der LSBT*Q-Community als große Hürde benannt. Auch wenn die Übersetzung in vier Sprachen durchaus einiges an Geduld abverlangt, waren sich am Ende alle einig: Es soll weitere Vernetzungstreffen und inhaltliche Multiplikator_innenfortbildungen geben. Eine neue Vorbereitungsgruppe hat sich dafür bereits zusammengefunden. Die Motivation, selbst aktiv zu werden, ist bei allen Teilnehmenden sehr groß. Alle interessierten geflüchteten Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und Inter-Personen sind herzlich eingeladen. Meldet euch hierzu bei der Fachstelle unter feyrer@queere-jugendfachstelle.nrw.
Katharina Feyrer ist Soziologin und Islamwissenschaftlerin. Sie war viele Jahre als freiberufliche Bildungsreferentin in der außerschulischen Jugendbildung und der pädagogischen Weiterbildung zu den Themen rassismuskritische und diversitätsbewusste Pädagogik in der Migrationsgesellschaft tätig.]]>