Auf der Mitgliederversammlung des Schwulen Netzwerks NRW am 23. November 2013 in Bochum hat Reinhard Klenke nach 21 Jahren Vorstandsarbeit die Niederlegung seines Amtes aus beruflichen und persönlichen Gründen verkündet.
Als hauptamtlicher Leiter der landesweiten herzenslust-Kampagne der Aidshilfe NRW, die im nächsten Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiert, bereitet er aktuell deren Dokumentation und Archivierung vor. Als Vorstandsmitglied der ARCUS-Stiftung stellt er sich als älterer schwuler Mann der Herausforderung, die politische und geschichtliche Aufarbeitung der Verfolgung schwuler Männer nach 1945 voranzutreiben. Für beide Arbeitsbereiche möchte er sich zukünftig prioritär einsetzen - in weiterhin enger Zusammenarbeit mit dem Schwulen Netzwerk NRW.
Wir bedauern diesen Rückzug aus dem Vorstand, da wir Reinhard als engagierten Kollegen sehr zu schätzen wissen. Mit seinem Engagement steht er für klare Positionen, die er beharrlich vertritt, ohne den Respekt für die emanzipatorischen und politischen Überzeugungen seines Gegenübers zu verlieren – beispielsweise in der Diskussion um die diesjährige Verleihung der Kompassnadel an die Print- und Online-Redaktion des Spiegels.
1992 wurde er aus der Aidshilfe NRW heraus für ein Jahr in den Vorstand entsandt und war anschließend 20 Jahre ehrenamtlich in dieser Funktion tätig. Diese Arbeit war geprägt vom Einsatz für die Entwicklung und Stärkung der schwulen Selbsthilfe, von der Einrichtung einer hauptamtlichen Geschäftsführung und der Konzeption und Durchführung zahlreicher Zukunfts- und Netzwerkstätten, LAG´s, Runder Tische und Fachtagungen. Vor der Einführung einer hauptamtlichen Geschäftsführung war er als Schatzmeister für die Neuorganisation der Vereinsfinanzen verantwortlich.
2005 initiierte er anlässlich der von der schwarz-gelben Landesregierung unter Jürgen Rüttgers angedrohten Kürzung der Mittel eine Demonstration vor der Sitzung des Haushaltsausschusses des Landtags im Kölner Rathaus. Er hatte großen Anteil an der Abwendung der drohenden Insolvenz des Netzwerks durch Verhandlung von „Sondermitteln“ und der letztendlichen Teilrücknahme der Kürzungen.
Auf seine Idee geht die Verleihung der Kompassnadel an prominente und ehrenamtliche Menschen, die sich um die schwul-lesbische Emanzipation verdient gemacht haben, zurück. Eine Auszeichnung, die dem Schwulen Netzwerk jährlich auch bundesweite Aufmerksamkeit beschert.
Seine persönlichen Schwerpunktthemen umfassen die Synergien zwischen Aidshilfe-Bewegung und schwuler Emanzipation, die Wahlfamilienmodelle abseits von Homoehe und Regenbogenfamilien, die intergenerationelle Kommunikation und die Wiedergutmachung von NS-Unrecht im Rahmen der von ihm mitgegründeten ARCUS-Stiftung, der er zukünftig verstärkt sein ehrenamtliches Engagement widmen möchte.
Das Schwule Netzwerk nimmt nach diesem langen und aufregenden gemeinsamen Weg nur ungern Abschied von Reinhard Klenke und hofft auf eine auch weiterhin fruchtbare Zusammenarbeit!
Wir danken Reinhard für seinen Einsatz. Im Rahmen unseres Neujahrsempfangs am 21. Januar 2014 werden wir ihm, die von der Mitgliederversammlung einstimmig auf Vorschlag des Vorstands beschlossen, die erste Ehrenmitgliedschaft des Schwulen Netzwerks NRW verleihen.
Der Vorstand
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