Die Stadtverbände für Schwule/Lesben/Bi und Trans* in Köln (KLuST e.V.) und Dortmund (SLADO e.V.) haben jeweils in offenen Briefen auf die Veröffentlichung eines Streitgesprächs mit ProKöln im Onlinemagazin der blu-Mediengruppe reagiert. Hier gibt es beide Texte zum Nachlesen.
Rechtspopulisten und Rechtsextremisten einen unzensierten Raum zu geben, ist ein Tabubruch.
Wir verurteilen daher das auf eurer Internetseite blu.fm am 14. Juni veröffentlichte „Streitgespräch“ zwischen einem Vertreter einer rechtspopulistischen Partei und Markus Danuser. Aus unserer Sicht kann es keinen Dialog mit Rechtspopulisten geben, denn Rechtspopulismus und Rechtsextremismus sind keine Bestandteile politischer Meinungsvielfalt – Menschenverachtung ist keine Meinung!
Die Versuche, unser Gemeinschaftswerk ColognePride zu instrumentalisieren, hat ein breites Bündnis für Vielfalt und gegen Rechtspopulismus und Rechtsextremismus geschaffen. Soziale Träger wie die Aidshilfe Köln, der LSVD, das Rubicon und Checkpoint haben sich ebenso solidarisiert wie Partyveranstalter/innen und Wirtinnen und Wirte, Politiker/innen aller Demokratie befürwortenden Parteien und viele gesellschaftliche Gruppen. Die Mitglieder der in der Stadtsatzung verankerten Stadtarbeitsgemeinschaft Lesben, Schwule und Transgender sind beispielsweise Mitglied des Aktionsbündnisses „Köln stellt sich quer“ geworden - der gemeinsame Aufschrei war also nachhaltig und wird auch zukünftig mit Aktionen und Bildungsmaßnahmen gefüllt.
Nicht die Veröffentlichung eines Interviews hat die Rechtspopulisten zu einer Rücknahme ihrer Anmeldung getrieben, sondern der breite Schulterschluss einer Stadtgesellschaft und eine einzigartige Solidaritätswelle!
Wir möchten außerdem klarstellen: Markus Danuser ist kein legitimierter Vertreter des Kölner Lesben- und Schwulentag e.V. In eurer Veröffentlichung auf blu.fm wurde dies leider nicht deutlich dargestellt, so dass es vermehrt zu Rückfragen kam und der Anschein erweckt wurde, als seien wir über das „Streitgespräch“ informiert gewesen. Dabei haben wir von diesem Interview erstmalig zum Zeitpunkt der Veröffentlichung erfahren, was wir hier nicht weiter kommentieren wollen.
Wir werden die Zeit nach dem CSD nutzen, um mit allen Interessierten über den Umgang mit Extremismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu diskutieren, über den Umgang mit Rechtspopulismus in der Öffentlichkeit und in den Szene-Medien und über Diskriminierungen in den eigenen Reihen. Auch ihr seid hierzu herzlich eingeladen.
Freundliche Grüße
Kölner Lesben- und Schwulentag e.V.
Jörg Kalitowitsch, Linda Kramer, Pascal Siemens, Daniela Voigt und Ina Wolf
mit großer Bestürzung haben wir gelesen, dass Sie ein Interview mit einem Vertreter von Pro Köln veröffentlicht haben. Sie begründen dies damit, dass sie die inhaltliche Auseinandersetzung suchen und es ein Zeichen der Meinungsfreiheit sei, auch solche Meinungen abzudrucken.
An der Stelle widersprechen wir sehr deutlich. Wir haben in Dortmund viel Erfahrung mit Rechtsradikalen, die versuchen diese Stadt zu ihrer Stadt zu machen. Unser Widerstand dagegen ist konsequent und eindeutig . Es gibt dabei einen Grundkonsens unter den demokratischen Kräften: Rechtsradikalen und deren Haltungen darf kein öffentliches Podium gegeben werden! Das heißt nicht, dass man ein Deckmäntelchen des Schweigens über mögliche Probleme und Konflikte werfen will. Es bedeutet rassistische oder beispielsweise homophobe Haltungen dürfen in der Öffentlichkeit nicht als salonfähig gelten.
Indem Sie die Meinung von Pro Köln in einem Interview veröffentlichen, erwecken Sie den Eindruck, dass deren Meinung und deren Haltung legitim sei. Sie erwecken den Eindruck, dass es legitim sei Migranten und vor allem Muslime unter einen Generalverdacht zu stellen. Diese Haltung ist zutiefst rassistisch.
Wenn Sie unter dem Mantel der Demokratie und der freien Meinungsäußerung und dem Anspruch einer objektiven Berichterstattung politische Parteien ein öffentliches Forum bieten, die nicht nur vom Verfassungsschutz beobachtet werden, sondern demokratische Werte aktiv und wissend ablehnen, dann leisten Sie der Demokratie einen Bärendienst und schaden Lesben, Schwule, Transidenten und Migranten. Sehr missverständlich fanden wir auch den Kommentar von Christian Knuth: „Die Szene sollte sich in den kommenden Wochen und Monaten sehr gut überlegen, wie sie mit den gewonnen Erkenntnissen umgeht. ..Totschweigen heißt Menschen alleine lassen und sie in die Arme genau derer zu treiben, die sie scheinbar verstehend ausbreiten.“
Man fragt sich, was denn totgeschwiegen werden soll? Sie mögen dies nur darauf beziehen, dass es auch Rechtsradikale unter Schwulen gibt. Was wir übrigens spätestens seit 1934 wissen. Oder denken Sie doch, dass eine imaginäre, generell homophobe Einstellung von Migranten gibt? (siehe hier auch hier ihr Zitat der Maneo-Studie).
Es gibt nicht nur die Mano Studie aus der man lesen kann, dass es unter Migranten (bspw. Osteuropäer und Türken) Vorbehalte gegenüber Lesben und Schwule gibt. Aber so wenig wie es den Schwulen gibt, gibt es den Migranten. Eine Ableitung aus den Studien, dass alle Migranten homophob sind, ist sehr fragwürdig. Im Übrigen gibt es bei einigen Studien auch den Zusatz dabei, dass wenn diese Migranten beispielsweise einen Schwulen kennen lernen, sich ihre homophobe Einstellung ändert.
Sie haben mit ihrem Interview und ihrem Kommentar gegen den demokratischen Grundkonsens verstoßen. So konsequent wie KLuST die Teilnahem von Pro Köln am CSD verhindert hat, so sehr müssen Sie die Auftritte rechtsradikaler Personen in den Medien verhindern. Wir haben uns daher entschlossen Sie ab sofort aus unserem Presseverteiler zu nehmen und keinerlei Anzeigen mehr zu schalten. Etwaige bestehende Aufträge ziehen wir zurück.
Mit freundlichem Gruß
Frank Siekmann | Olaf Schlösser | Erika Weigel
Vorstand SLADO e.V.
]]>