Heute zeichnete das Schwule Netzwerk NRW Dirk Behmer für seinen Einsatz im Outreach-Programm des DüsselCup mit der Kompassnadel für besonderes ehrenamtliches Engagement 2016 aus. Axel M. Hochrein, Vorstand des Lesben- und Schwulenverbandes Deutschland sowie der Hirschfeld-Eddy-Stiftung hielt die Laudatio. Hier die schriftliche Version zum Nachlesen:
[caption id="attachment_2907" align="alignleft" width="201"] Axel M. Hochrein[/caption]
"Sport has the power to change the world. It has the power to inspire. It has the power to unite people in a way that little else does. Sport can awaken hope where there was previously only despair. “ Nelson Mandela | Laureus World Sports Awards 2000 in Monaco
„Sport hat die Kraft die Welt zu verändern“, sagte Nelson Mandela.
Und es gibt viele Bereiche, wo die Welt verändert werden muss. Wo wir Menschen eine Richtungsänderung vornehmen müssen, nicht nur für eine Welt die lebenswerter ist, sondern für eine Welt, die für alle Menschen dort lebenswert ist, wo sie zu Hause sind. Damit sie nicht von ihrem zuhause fliehen müssen, wegen Krieg, Hunger, ihrer ethnischen Zugehörigkeit, der Religionszugehörigkeit oder weil sie schwul, lesbisch, trans* oder intersexuell sind. Und deswegen ihre Gefühle verstecken und sich verstellen müssen, wenn sie nicht gesellschaftlich geächtet, beleidigt oder verletzt werden wollen, wenn sie nicht riskieren wollen im Gefängnis zu landen, oder sogar vor der Todesstrafe fliehen müssen, die ihnen in 7 Ländern dieser Welt immer noch droht. Dieses sich verstellen müssen, jeden Tag mit der Bedrohung leben zu müssen, das wunderbare Gefühl „zu lieben“, nur versteckt und in Angst erleben zu dürfen, ist grausam und zumindest für uns hier, beim CSD Empfang des Schwulen Netzwerkes und der Aidshilfe in NRW gerade unvorstellbar. Im deutschen Alltag dagegen ist es leider noch oft von Vorteil, mit seiner sexuellen Identität nicht ganz so offen umzugehen. Im Berufsleben, in der Nachbarschaft, oder beim Sport. Als erfolgreicher Profi-Fußballer outet man sich lieber -wenn überhaupt -erst nach dem Ende der aktiven Karriere, damit man selbige Karriere erst mal haben kann. Auch das ist trauriger Fakt in Deutschland, im Jahr 2016.„Sport hat die Kraft zu inspirieren“, sagte Mandela weiter.
Und ohne Zweifel trifft dieser Satz für den diesjährigen Preisträger der Kompassnadel für ehrenamtliches Engagement, für Dirk Behmer, zu. Der Sport hat ihn zu etwas inspiriert, was so absolut wichtig ist, in unserem menschlichen Miteinander: Zu aktiver Solidarität. Als Mitglied im Team des Düssel-Cups, eines der weltweit größten schwul-lesbischen Multisportturnieren - das dieses Jahr sein 10-jähriges Jubiläum gefeiert hat - hat Dirk Behmer das Förderprogramm „Outreach“ ins Leben gerufen. Dieses Programm ermöglicht seit nunmehr fünf Jahren LSBTI- Sportbegeisterten aus Ost- und Südosteuropa die Teilnahme am Düssel-Cup. Ländern in denen Lesben, Schwule und Trans-Personen genau unter diesen gerade beschriebenen Umständen der Diskriminierung, staatlichen und gesellschaftlichen Verfolgung leben müssen. Für unsere Freundinnen und Freunde aus diesen Ländern bedeutet die Möglichkeit an Events wie dem Düssel-Cup teilzunehmen so viel: Es ist eine kurze Zeit, wo sie ohne den täglichen Druck der ihr Leben belastet, aufatmen können. Wo sie Teil der Community sein können, wo sie ihren Sport in einer Atmosphäre des „unter Gleichen zu sein“ ausüben können. Wo sie auf der Party oder beim Abschluss-Brunch feiern können, ohne über die Schulter schauen zu müssen, ob sie irgendwer bedroht. Diese Möglichkeit zu schaffen, zu organisieren und auch für die notwendigen Finanzen für das Förderprogramm zu sorgen ist tatsächlich ein Akt der Solidarität und ein beeindruckendes Beispiel dafür, dass unsere schwul/lesbische/trans* Community zusammensteht, über Grenzen hinweg. Gleichzeitig sollte es aber auch ein Ansporn für uns Alle sein, diese Solidarität zu unterstützen und selbst tätig zu werden. Denn, die Nachfrage nach Unterstützung, durch Outreach, ist höher als die momentanen Kapazitäten von Outreach. Aus der Erfahrung durch die Arbeit der Hirschfeld-Eddy-Stiftung kann ich nur bestätigen, dass der Ansatz und die Umsetzung durch Outreach, genau der richtige Weg ist. Auch wir organisieren jährlich Reisen von schwulen, lesbischen oder trans* Aktivisten und Aktivistinnen aus dem globalen Süden, vorrangig aus Ländern Afrikas und Asiens nach Deutschland. Anders als beim Düssel-Cup und Outreach allerdings nicht zum Zwecke des sportlichen Wettkampfs -was bei der Unsportlichkeit des Vorstands auch wenig Sinn machen würde – sondern mit dem Ziel der Vernetzung mit Community Organisationen in Deutschland, Begegnung und Austausch mit der deutschen Politik, Zivilgesellschaft und Religionsgemeinschaften. Aber auch, um im direkten Gespräch mit unseren Freundinnen und Freunden zu lernen und zu erfahren, wie und wo wir sinnvoll helfen können, damit sich die Situation in diesen homophoben Verfolgerstaaten verbessert und wandelt. [caption id="attachment_2916" align="alignright" width="300"]